Das Bundesrats-Zimmer braucht eine Spielecke

Aktualisiert

Familienmann BersetDas Bundesrats-Zimmer braucht eine Spielecke

Alain Berset ist überzeugt, sein Amt und seine Familie unter einen Hut zu bringen. Nicht einfach für einen jungen dreifachen Vater, dem es mit der Gleichstellung ernst ist.

von
Jessica Pfister

Flaschen, so meinen böse Zungen, gab es im Bundesrat schon einige, Fläschchen noch keine. Dies könnte sich mit dem Einzug von Alain Berset in den Bundesrat ändern. Er verkörpert eine neue Generation von Vätern im höchsten Exekutivgremium der Schweiz. Alain Berset ist Vater von drei Kindern im Alter von 4, 6 und 8 Jahren. Zwar sind seine Sprösslinge nicht mehr im Windelalter, jedoch sehr wohl in einem Stadium, in dem sie von den Eltern viel Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch nehmen - und die Pubertät kommt erst noch.

Mit dieser Doppelrolle als Jungvater und Bundesrat musste sich zumindest in den letzten Jahrzehnten kaum ein Landesvertreter arrangieren. Ob Hans-Rudolf Merz, Joseph Deiss, Samuel Schmid, Didier Burkhalter oder Moritz Leuenberger - sie alle haben zwar mehrere Kinder, doch diese waren beim Amtsantritt ihrer Väter bereits 18 Jahre oder älter.

Bei den amtierenden Bundesräten bildet einzig SVP-Bundesrat Ueli Maurer mit seinem 14-jährigen Sohn - seine anderen fünf Kinder sind ebenfalls längst über 20 - die Ausnahme. Allerdings gehört Maurer mit 61 Jahren nicht nur zu einer völlig anderen Generation als der 39-Jährige Berset, als SVP-Vertreter verkörpert er auch traditionelle Werte wie eine klassische Rollenaufteilung - während sich der SP-Bundesrat zumindest offiziell aufgeschlossen zeigt. So sagte er beispielsweise im Bundesratshearing der SP Frauen: «Die Gleichstellung ist der Kern jeder fortschrittlichen Gesellschaft.»

«Vater sein bedeutet mehr als Quality-Time am Sonntag»

Berset ist überzeugt, dass er trotz der grossen Arbeitsbelastung als Vertreter der Landesregierung genügend Zeit für seine Familie findet. «Heutzutage muss es möglich sein, das Amt des Bundesrats mit einer Familie zu vereinbaren», sagte der frisch gebackene Bundesrat am Donnerstag in der Pressekonferenz gegenüber 20 Minuten Online. Er wisse aber auch, dass dies kein einfaches Unterfangen sei. «Wir müssen uns jetzt organisieren», so der 39-Jährige.

Markus Theunert von der Männer- und Väterorganisation männer.ch freut sich über die Wahl des Jungvaters: «Schön, wenn nun ein Mann im Bundesrat sitzt, der für die Anliegen von jungen Vätern sensibilisiert ist.» Natürlich erhoffe man sich von Alain Berset auch, dass er sich in der Landesregierung für den Vaterschaftsurlaub und andere Männeranliegen stark mache. Ob man das Amt des Bundesrats mit dem Engagement eines Familienvaters mit drei kleinen Kindern vereinbaren kann, sei hingegen eine andere Frage. «Alltagsnahes Vatersein bedeutet mehr als Quality Time mit den Kindern

am Sonntag», sagt Theunert.

Dass Alain Bersets Zeit für die Familie mit seinem neuen Amt nun noch rarer wird, sieht offenbar auch seine Frau Muriel so. In der Sendung «10vor10» sagte sie: «Mein Mann ist Bundesrat geworden aber ich bin nur die Frau und behalte die Kinder. Ich kümmere mich um alles, ausser um die Politik.»

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